Es ist also endlich so weit, The Banner Saga 2, ist erschienen. Der Taktik-Koloss gilt als Heilbringer für das rundenbasierte Taktik-Genre. Doch die Konkurrenz hat natürlich nicht geschlafen und so muss sich die Banner Saga mit XCOM 2 und Hard West um die Genrekrone prügeln. Unser Test wird euch die Stärken von The Banner Saga 2 zeigen und klären ob das Werk einen Kauf wert ist.
Die Welt steht vor dem Untergang
Es soll ja Menschen auf unserer Erde geben die The Banner Saga noch nicht gespielt haben, genau für diese kommt hier eine kurze Einführung. Die Spielwelt selbst ist nordisch angehaucht, so ist es kaum verwunderlich das wir unter anderem mit Wikingern durch die Welt ziehen. Die Spielwelt selbst liegt in Trümmer und steht kurz vor dem Kollaps, der Untergang ist nah. Wir haben aber nicht nur mit den Dredge (Bösewichte) zu kämpfen sondern auch mit Nahrungsmittelknappheit, schwerwiegenden Entscheidungen und fordernden Taktik-Kämpfen. Gekonnt werdet ihr diverse Ansichten der Geschichte kennen lernen. Die von euch gesteuerten Figuren ändern sich nämlich immer wieder. Dieses Wechselbad der Schauplätze erinnert an Game of Thrones. Aktuell ist The Banner Saga 2 via Steam für den PC und MAC zu einem Preis von 20€ verfügbar und das mit nur englischer Sprachausgabe und Texten. Die Konsolenversionen für XBox One und PS4 werden aber noch nachgereicht genau wie eine deutsche Lokalisierung.
Die Übersichtskarte von The Banner Saga 2. Unser Ziel (Arberrang) liegt ganz im Westen.
Die Hausaufgaben wurden gemacht
Gleich direkt beim Spielstart könnt ihr euren alten Speicherstand aus Teil 1 importieren lassen, falls ihr ihn noch auf eurer Festplatte liegen habt, ansonsten steht eine Entscheidung an die ihr treffen müsst. Aus dem Vorgänger übernommen werden die wichtigsten Entscheidungen, Charakterlevel der Helden, die Vorräte und die Anzahl der Clanmitglieder. Direkt im Anschluss startet ein atmosphärisches Video welches euch gleich die detaillierte und harte Spielwelt erleben lässt. Das Video erklärt, Neueinsteigern in die Serie, die Ausgangslage der Geschichte, quasi ein Best-Of der wichtigsten Szenen aus dem ersten Teil. Überhaupt wird Atmosphäre ganz groß geschrieben in The Banner Saga 2, dazu trägt vor allem die fantastisch aussehende und von Hand gezeichnete 2D-Grafik bei.
Um euch noch tiefer in die Spielwelt einzutauchen zu lassen verwenden die Entwickler von Stoic Comicstrips und diverse Gespräche unter den Charakteren. Die schwerwiegenden und auch Story ändernden Entscheidungen wollen von euch getroffen werden und natürlich müsst auch ihr dann mit deren Konsequenzen leben. Meist gibt es nicht die eine richtige beziehungsweise gute Entscheidung, oft werdet ihr gezwungen eine „böse“ Handlung zu fällen. Behaltet ihr das große Ganze im Auge oder nehmt ihr auch auf Einzelschicksale Rücksicht? Während eurer Reise kommen dann noch zufällig eingestreute Events hinzu. Auch dort müsst ihr entscheiden wie ihr diese „Quests“ angehen möchtet. Beispielsweise erblickten unsere Späher ein unter Flammen stehendes Dorf. Als unser Trupp dort ankam war alles leer und seelenruhig. Es war ein fieser Hinterhalt und die Banditen konnten so ungehindert unsere Schiffe inklusive unserer spärlichen Nahrung kapern. Ein paar virtuelle Tage später hieß es schon erstmals Game Over, das ist gleichbedeutend mit einem Neustart, hier schlägt das Roguelike-Element unbarmherzig zu, wir sind schlicht und einfach verhungert.
So sieht der Kampfbildschirm in The Banner Saga 2 aus.
Ohne Wille bist du nur ein Opfer
Das Kampfsystem folgt den bereits bekannten Pfaden aus dem Taktik-Genre aber bietet auch ein paar Eigenheiten die eure Murmel ordentlich glühen lassen wird. Wie üblich verfügt auch The Banner Saga 2 über eine fixe Kampfreihenfolge welche unten links im Bildschirm eingeblendet wird. Dort seht ihr somit immer welcher Kämpfer als nächstes an der Reihe ist. Zuerst steht die Bewegung an und dann der Angriff. Auch wie immer könnt ihr in der Bewegungsphase wählen ob ihr einen kurzen Zug macht mit anschließendem Angriff oder einen langen Weg zurück legt, dann fällt die Angriffsphase aber ins Wasser. Das heißt theoretisch den der Titel bietet ein sogenanntes „Willpower“-System. Die Willpower ist eine Ressource über die jeder eurer Charaktere verfügt. Je nach Charakterlevel und Art des Charakters stehen euch Mal mehr Mal weniger Willpower-Sterne zur Verfügung.
Die Willpower kann für besonders harte Angriffe ausgegeben werden oder ihr erhöht mit ihr den Bewegungsradius eures Charakters. Das sorgt für eine angenehme und herausfordernde Tiefe im Kampfsystem. Ihr müsst immer abwägen wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist um eure Willpower einzusetzen. Die Ressource kann sogar teilweise wieder aufgefüllt werden. Zum Beispiel mit dem Horn welches in der Mitte des Kampfbildschirmes zu sehen ist. Die Anzahl der Sterne ist gleichzusetzen mit der wieder herstellbaren Menge der Willpower-Punkte, ein paar knackige Klicks darauf angesetzt und schon könnt ihr euch über frische Punkte freuen. Falls ihr euch mit einem Charakter weder bewegt noch angreift wird zudem ein Punkt der Ressource wieder hergestellt.
Der Heldenbildschirm von The Banner Saga 2. Hier werden eure Helden hoch gelevelt und mit Gegenständen ausgerüstet.
Egal ob verbündeter oder feindlicher Charakter jeder einzelne verfügt über zwei Balken. Der rote Balken steht natürlich für die LE (Lebenseinheiten) und der blaue Balken für die Rüstung. Bei schwer gepanzerten Gegnern empfiehlt es sich zuerst die Rüstung zu beschädigen und ihn so angreifbarer zu machen. Heißt schlicht und einfach je schlechter die Rüstung desto mehr LE klopft ihr von seinem Balken runter.
Bloß nicht sterben
Wird einer oder mehrere eurer Helden im Kampf ausgeknockt ist das noch nicht der Weltuntergang. Diese sind „lediglich“ verletzt, es muss nur mindestens ein Held überleben und den Kampf siegreich zu Ende bringen. Das tragische hierbei, eure Helden kommen dann verletzt aus dem Kampf und benötigen, je nach Schwere der Gebrechen, mehrere Tage bis sie wieder heil sind und erneut eingesetzt werden können. Ihr solltet also sehr gut auf eure Recken Acht geben und sie beschützen, ansonsten kann es schnell passieren das ihr mit lauter Neulingen in den Kampf ziehen müsst und glaubt mir das macht keinen Spaß. Ihr solltet also immer darauf achten keine Helden zu verlieren und trotzdem immer ein paar schwächere mit in der Gruppe haben um diese ebenfalls etwas hoch zu ziehen.
Das Gruppenmanagement erfordert also eine Menge Fingerspitzengefühl. Einen dezenten RPG-Touch erhält The Banner Saga 2 durch ein Ausrüstungssystem. Jedem einzelnen Helden kann ein Gegenstand zugeordnet werden. Optimalerweise passt der Gegenstand zu dem Helden, will heißen Rüstungsboni sollten auf den Tank angewendet werden, Schadensboni auf eure Angreifer und so weiter.
So sehen die Gespräche in The Banner Saga 2 aus. Eure Antworten wollen gründlich überlegt werden.
Nebenbei seid ihr noch für eure Flüchtlingsgruppe zuständig. Darunter fallen die Clansmen, das sind im Grunde genommen die normalen Bürger eurer Sippe. Diese wollen regelmäßig mit Essen versorgt werden aber können auch schon mal Essbares anbauen beziehungsweise finden. Sie verbrauchen aber mehr Nahrung als sie einbringen. Dann gibt es noch die Fighters, das sind die Beschützer eurer Gruppe. Diese Verteidigen die Clansmen falls ihr angegriffen werdet und eure Helden gerade auf Streifzug sind. Hier müsst ihr aber beachten dass die Fighters wesentlich mehr Nahrung verbrauchen als die normale Bevölkerung. Ihr müsst also auf eine gesunde Balance achten.
Zu Beginn der Kampagne verfügt ihr über sogenannte Renown-Punkte (Ansehen) die ihr in Nahrung und Gegenstände investieren könnt. Beides ist enorm wichtig aber ihr solltet ein paar davon als Reserve auf der Seite lassen. Denn die Renown-Punkte benötigt ihr ebenfalls für eure Helden. Ein Stufenaufstieg kostet nämlich ein „paar“ Punkte. Je höher die Stufe desto mehr Punkte müsst ihr für den Charakteraufstieg der Helden investieren. Mit jeder erklommenen Stufe schaltet ihr zudem neue Angriffe und Fähigkeiten für den Kampf frei. So sieht das beispielsweise dann aus:
Spielspaß:
Fazit:
The Banner Saga 2 ist im Vergleich zu Teil 1 noch besser geworden, wir können den Abschluss der Trilogie kaum noch erwarten aber die Genre-Krone kann es nicht an sich reißen. Gut finden wir die Melancholie, die herrlich grauen Charaktere, die fiesen Entscheidungen, die fantastische Musik und die wundervolle Grafik. Im Gegensatz zu XCOM 2 wird im Kampf Glück (fast) unnötig, ihr seht jederzeit wer, gegen wen, wie viel Schaden macht und genau so passiert es dann auch. In Sachen Inszenierung zieht der Titel aber dann doch deutlich den Kürzeren, zu „perfekt“ versteht es XCOM 2 sich selbst darzustellen, das Geschehen in Banner Saga wirkt dagegen etwas statisch. Zudem habt ihr bei XCOM 2 durch die 3D-Umgebung und die daraus resultierenden Höhenunterschiede noch mehr Vielfalt im Kampf selbst. Außerdem solltet ihr über ein gutes Englisch verfügen (Deutsch wird nachgereicht), das Spiel ist doch recht Textlastig und im optimalen Fall Teil 1 gezockt haben. Neueinsteigern empfehlen wir Teil 1 und jeder der den Vorgänger gezockt und geliebt hat kommt um Teil 2 sowieso nicht herum.
