Was für ein Launch vom Action-RPG Wolcen: Lords of Mayhem. Server-Downtimes, eine angeblich nicht freigegebene Testversion bei den Kollegen von Gamestar, Bugs, vorhanden abkommende Fortschritte, leere Lagerkisten, ein nicht wirklich fertiger dritter Akt und trotzdem sollten wir das Spiel nicht aufgeben denn in seinen guten Momenten macht es verdammt viel Spaß.
Das große Vorbild Diablo kann natürlich nicht geleugnet werden aber der Titel hat auch viele eigenen Ideen, alles weitere lest ihr in unserem Test.
Ein Held um sie alle zu knechten
Grundsätzlich haben wir die Wahl aus drei verschiedenen Klassen. Wir hätten den klassischen Nahkämpfer, einen Fernkämpfer sowie einen Magier. Die Klassen geben sich aber sehr flexibel, wir können beispielsweise einen Eis- oder Feuermagier erstellen oder wir spielen als Nekromancer. Auch der Fernkämpfer kann unterschiedlich gespielt werden zum Beispiel mit Bogen, oder aber mit Pistole und Dolch.
Die Fähigkeiten die wir in Wolcen: Lords of Mayhem verwenden können richten sich nämlich nach der verwendeten Waffe. Je nach ausgerüsteter Waffe stehen uns andere Skills zur Verfügung. Optisch dürfen wir zwischen einem männlichen und weiblichen Charakter wählen und diesen in ein paar Punkten im Aussehen anpassen.
Wie in einem MMO dürfen wir In-Game unseren Helden optisch überarbeiten. Jedes Rüstungsteil und auch jede Waffe lässt sich mit einem anderen Skin überziehen, bei fast allen Rüstungsteilen können wir auch die Farbe ändern, wir setzen Akzente und so sollte kein Charakter einem anderen gleichen.
Drei Storyakte aber ein Problem
Wolcen: Lords of Mayhem bietet insgesamt drei Storyabschnitte, zum einmaligen durchspielen benötigen wir – je nach Schwierigkeitsgrad und Spielerzahl – zwischen 15 und 25 Stunden. Die Geschichte selbst wird in schicken In-Game-Sequenzen erzählt und weiß auch durchaus zu unterhalten. Besonders unsere Schwester Val überzeugt mit ihren trockenen Sprüchen und dem großartigen Humor. Ein richtiger Abschluss der Story wird nicht geboten, man darf gespannt sein was sich die Entwickler hier zukünftig überlegen werden.
Definitiv in Erinnerung bleiben die drei bockschweren Bosskämpfe die am Ende eines jeden Aktes auf uns warten. Wie in MMORPGs verfügen die Endgegner über verschiedene Phasen, starten riesige Angriffe und beschwören kleinere Gegnergruppen die einem das Leben schwer machen. Wer in so einem Kampf kurz unachtsam ist, sieht sich die Radieschen ab sofort von unten an.
Akt 1 und 2 funktionieren Großteils hervorragend – wobei der Bosskampf in Akt 2 eindeutig von Diablo 3, Hallo Baal – abgekupfert wurde. Der dritte Akt hingegen wirkt leider noch nicht komplett fertig. Beispielsweise droppt kein Gold aus Gegenständen und der Bosskampf wird zur Qual. Öfters bleibt dieser hängen und erhält keinen Schaden mehr, es kam sogar vor das der Endgegner aus der Karte hinausfiel. Da hilft dann nur ein Neustart und das kann besonders ärgerlich sein, wenn man sich bereits in der dritten Kampfphase befindet und der Gegner, gefühlt, nur noch einen Millimeter an Leben übrighat.
Ungemein flexibel
Das verwendete System für die Fähigkeiten ist eine Mischung aus Diablo 3 und Path of Exile was für eine ungemeine Flexibilität als auch für Tiefgang sorgt – aktuell funktionieren leider aber noch nicht alle Builds wirklich gut, beispielsweise ist der Nekro viel zu schwach und die Blutungsschäden viel zu stark. Hier muss der Entwickler dringend an den Balancingschrauben drehen. Zum Glück können wir gegen In-Game-Gold unsere verteilten Punkte zurücksetzen und neu verteilen. Dies ist möglich bei unseren Charakterattributen und beim Rad „Pforte der Schicksale“.
Unsere Fähigkeiten
Nicht nur unser Held steigt Levelstufen hoch, nein auch unsere verwendeten Fähigkeiten werden mit der Zeit immer stärker. Die Fähigkeiten selbst werden übrigens zufällig in den einzelnen Spielabschnitten gefunden, diese droppen einfach als Loot. Einmal gelernt können wir die Fähigkeiten – passend zur verwendeten Waffe(n) – ausrüsten und verwenden.
Jede Fähigkeit verfügt über insgesamt zwanzig Modifikatoren. Am Beispiel der Fähigkeit „Bollwerk der Morgenröte“ können wir diese für Heilung, Schildregeneration als auch Schaden an Gegnern verwenden. Dies lässt sich auch zu einer einzigen Kombination verbinden, wenn die Fähigkeit hoch genug im Level ist.
Pforte der Schicksale
In der Pforte der Schicksale holen wir uns allerhand passive Boni damit wir unseren Build immer weiter spezialisieren können. Aktuell spiele ich hier einen Nekro und dementsprechend wird dieser als Beispiel dienen. Zum Glück ist für den nächsten Patch eine Überarbeitung angesetzt, denn im Vergleich zu anderen Builds ist der Schadensoutput eine absolute Frechheit.
Wie man am oberen Screenshot sehen kann sind die Nekrofähigkeiten an der Unterseite im Rad zu finden. Mit jedem Stufenaufstieg unseres Charakters können wir einen Punkt in das Rad „Pforte der Schicksale“ investieren. So steigern wir beispielsweise unseren Schaden der beschworenen Pets, ihre Lebensleiste, ihre Bewegungsgeschwindigkeit und bringen zusätzlich Giftschaden in unser Build. Die ganze Geschichte ist ziemlich tricky, wie bereits erwähnt kann man die Skillung aber jederzeit zurücksetzen.
Ab ins Endgame
Hat man die Story von Wolcen: Lords of Mayhem abgeschlossen befindet man sich in der Gegend um Stufe 40 bis 50. Ist der Boss im dritten Akt besiegt, öffnet sich das Endgame für uns. Dort ist es unser Ziel unsere eigene Stadt wiederaufzubauen. Klingt reichlich episch, wird aber leider nur durch einen schnöden Bildschirm präsentiert – hier lässt man ungemein viel Atmosphäre liegen.
Wäre es nicht fantastisch zu Beginn durch ein kleines Dorf zu schlendern und diesem beim Wachsen und Gedeihen zuzusehen und anschließend diesen Fortschritt bei einem Spaziergang aufzusaugen? Der Ausbau der Stadt selbst ist zeitintensiv und verschlingt Unmengen an Gold und Ressourcen. Zu Beginn sollten wir hier unbedingt die Produktivität steigern und entsprechende Gebäude ausbauen. Durch die dadurch verdienten „Hämmer“ treiben wir die restlichen Projekte viel schneller voran.
Als zweite Währung brauchen wir Gold und das massenhaft. Das Gold als auch weiteren Loot erspielen wir uns in verschiedenen Portalen oder auf gefundenen Schatzkarten, wir können auch einen Trupp aussenden der für uns etwas Gold sammelt. Als dritte Währung benötigen wir noch die Fähigkeitspunkte. Wir erhalten nämlich für jede bereits erlernte Fähigkeit die wir nochmals sammeln und verwendet 100 Stück davon.
Der Lohn der Mühen sind weitere Gameplay-Elemente wie beispielsweise die Möglichkeit der Transmogrifikation.
Die immer gleichen Portale
Im Gegensatz zu Diablo 3 werden die Portale nicht per Zufall generiert, gefühlsmäßig spielen wir immer die gleichen zehn Varianten, mit der Zeit hat man halt alles gesehen und die Spielfreude lässt dann doch deutlich nach. Dafür dürfen wir die großen, drei-stufigen Portale mit Modifikatoren ausstatten.
Das kostet zwar etwas Gold aber schraubt den Magiefundbonus in die Höhe, Obacht auch die Gegner werden dadurch fordernder. Zudem können wir spezielle Schatzkarten, droppen zufällig, bereisen und dort ebenfalls mächtige Gegner und Gegenstände finden.
Keine Sets?
Wir spielen Wolcen: Lords of Mayhem aktuell mit vier Mann und kein einziger hat bis jetzt ein Setteil gefunden also nehmen wir jetzt einfach frech an das es keine Sets gibt oder die Droprate dafür absolut erbärmlich niedrig ist. Die Gegenstände selbst gibt es in fünf Stufen: Weiß, Blau, Gold, Orange und Einzigartig.
Richtig angenehm finden wir das die Gegenstände nicht charaktergebunden sind auch wenn wir sie angelegt haben. Mit ein paar Mitspielern kann man also ordentlich tauschen und tandeln und erhält so etwas schneller brauchbares Zeug als wenn wir alleine spielen würden.
Launch-Trailer:
Fazit:
Wolcen: Lords of Mayhem ist ein Paradebeispiel für eine absolut gigantische Hassliebe. In seinen besten Momenten erschafft das Action-RPG einen Spielflow wie Diablo 3 und ein größeres Kompliment kann man eigentlich gar nicht aussprechen. In seinen schlechten Momenten – buggende Gegner, langsame Server die meine Befehle nicht annehmen, „One Hit“-Tode – da könnte ich das Spiel hingegen am liebsten töten, löschen und von meiner Festplatte verbannen.
Nach fünf Jahren im Early Access wirkt das Spiel leider noch immer nicht komplett ausgereift, kleines Entwicklerteam hin oder her – zu Release muss man liefern! Die Entwickler geben aber sichtlich ihr bestes, Patch 1.0.5 ist unterwegs und Patch 1.0.6 bereits angekündigt.
So und nun gehe ich weiter meiner Hassliebe frönen, ein paar Portale zerbersten, bis mich Wolcen wieder so derart beleidigt das ich über die Löschung nachdenke…
Wolcen: Lords of Mayhem findet man aktuell für den PC via Steam