Der Philosophie-Einführungskurs vom Entwickler Croteam und vom Publisher Devolver Digital namens The Talos Principle 2 hat endlich das Licht der Welt erblickt. Wir haben uns durch das komplette Spiel gerätselt und sind begeistert. Im Vergleich zum Vorgänger wurde alles größer, umfang- und trickreicher.
Was ihr von dem Spiel erwarten könnt und ob mehr geboten wird als die reinen Rätselmechaniken, lest ihr nun in unserem Test.
Die Nummer 1.000 erblickt die Welt
In einer weit entfernten Zukunft ist die Menschheit schon lange ausgestorben. Zum Glück wurden „fühlende“ Roboter nach unserem Vorbild erschaffen, die unser Erbe weitertragen sollen und es letztlich auch besser machen müssen. Nach dem Tutorial erwachen wir in der wirklichen Welt. Wir sind die Nummer 1.000 und sollen ein ganz spezieller Robo sein – so hat es zumindest die Prophezeiung vorhergesagt.
Wir sind erwacht und werden freundlich von den Bewohnern begrüßt.
Nach der Einweisung dürfen wir die Stadt Neu-Jerusalem erkunden und wie Kenner des Vorgängers hier bereits vermuten, wurde der Name natürlich nicht zufällig gewählt. Die Stadt sieht wunderschön und aufgeräumt aus aber unter der schicken Oberfläche gibt es Probleme, große Probleme mit der Energieversorgung und das ist klarerweise eher schlecht für Roboter.
The Talos Principle 2 zaubert immer wieder wunderschöne Panoramen auf euren Bildschirm.
Zum Glück – oder ist es Bestimmung oder Vorsehung – entdecken wir eine mysteriöse Megastruktur die allem Anschein nach, unendlich viel Energie produzieren kann. Manche sind davon begeistert andere hingegen weniger. Einige sehen darin die Lösung der Stadtprobleme, die anderen weisen darauf hin, dass es bereits eine Katastrophe gab als sie sich auszubreiten versuchten. All das wird in In-Game-Dialogen (Text: Deutsch; Sprache: Englisch) präsentiert und unsere Entscheidungen wirken sich auf die Endsequenz aus. Mehrmaliges Durchspielen bietet sich also an.
Große Gebiete – Abwechslungsreiche Rätsel
Die Megastruktur wird in vier Gebiete (Nord, Süd, Ost und West) unterteilt. Jedes Gebiet erstrahlt in einem anderen Setting und bietet dann nochmals drei zusätzliche Untergebiete. So besuchen wir ein saftiges Grasland, eine wüstenähnliche Ebene aber auch den verschneiten hohen Norden. In jedem Untergebiet erwarten uns acht Rätsel, die wir lösen müssen und ein Gespräch in einem Turm um einen Story-Fortschritt zu erzielen. Dazu gesellen sich immer ein paar Bonusaufgaben, durch die wir Puzzles überspringen können, wenn wir partout nicht auf die Lösung kommen. Die Spielwelt ist also riesig und abwechslungsreich. Je nach Spielertyp und Können verbringt ihr zwischen fünfzehn und dreißig Spielstunden mit The Talos Principle 2.
Hier haben wir einen wundervollen Regenbogen hergestellt und somit das Rätsel gelöst.
Neben den bereits bekannten Mechaniken aus dem Vorgänger, wurden aber auch neue Gameplay-Mechaniken wie zum Beispiel Gedankenübertragung und Gravitationsmanipulation neu integriert. Damit wir uns in den großen Gebieten nicht verlaufen, sind überall Schilder aufgestellt, die uns den Weg weisen.
Das Spiel erklärt seine Rätselmechaniken, sagen wir, nicht gerade offensichtlich. „Learning by Doing“ ist hier die Ansage. Die grundsätzliche Mechanik bleibt immer gleich. Es gilt verschiedenfarbige Laserstrahlen zu einem bestimmten Abschlusspunkt zu bringen. Erst dann können wir einen Schalter bestätigen und das Rätsel ist gelöst. Der Weg dahin ist aber unglaublich abwechslungsreich. So gut wie in jedem Gebiet gibt es frische Mechaniken oder es werden bereits bestehende kombiniert – hier kommt wahrlich keine Langeweile auf.
Durch das „Anlasern“ erzeugt das Gerät vorne im Bild, eine gelbe durchsichtige Kuppel. Alle Mechaniken die sich darin befinden, werden dadurch aktiviert.
Ein paar Beispiele gefällig? Zu Beginn verfügen wir nur über normale Spiegel die den Laserstrahl gezielt weiterlenken. Bereits nach kurzer Zeit kommen aber Farbwechsler oder Farbkombinierer hinzu. So können wir zum Beispiel aus der Farbe rot und blau, grün zaubern.
Hier ist es unsere Aufgabe einen „Gott“ zu befreien. Das machen wir indem wir Rätsel lösen und ihn dadurch von den Ketten befreien.
Immer wieder müssen wir auch Höhenunterschiede überwinden. Hier helfen Lüfter oder gar Gravitationsmaschinen, mit denen wir unsere Gegenstände durchs Rätsel befördern können. Es gibt auch einen Wurmlochgenerator mit dem wir bei speziellen Wänden, ein nunja, (Wurm)-Loch herstellen können. So können wir Gegenstände auf die andere Seite einer Mauer legen oder Laserstrahlen hindurchjagen. Zum Schluss hin gibt es auch Anti-Gravitationswände. An denen können wir entlanglaufen und erhalten somit eine zusätzliche Rätselebene.
Hört sich alles ungemein kompliziert an, ist es aber nicht. Ja die Rätsel sind schwierig und herausfordernd aber immer gut lösbar. Manchmal muss man einfach etwas um „die Ecke denken“ und tada, schon fühlen wir uns wie der klügste Motherfucker auf der Welt.
Das große Grübeln
The Talos Principle 2 stellt große Fragen. Wenn etwas wunderschön und einzigartig ist, es aber niemand sehen oder bewundern kann, existiert es dann überhaupt? Können menschliche Emotionen, Gedanken, Kunst und Co. an Maschinen weitergegeben werden? Kann eine K.I. also Mensch sein oder ist sie doch nur ein verbesserter Toaster?
Hier werden wir von Talos Principle 2 feinstens beleidigt – einfach nur wundervoll.
Ein Fahrer verliert die Kontrolle über sein Auto aber könnte noch irgendwie ausweichen aber in welche Richtung? Rechts? (ein Mann und eine Frau). Links? (eine kleine Gruppe Kinder) oder doch gerade durchbrettern (eine Tierfamilie)? Wer hat es mehr „verdient“ zu überleben? Ist ein Leben mehr Wert, als ein anderes?
Als Auflockerung gibt es aber auch etwas fröhlichere Szenen und Gespräche. Keine Sorge, die sind sehr gut umgesetzt und sorgen für Heiterkeit ohne aber an Stil einzubüßen. Zum Beispiel spielen wir ein kleines Text-Adventure oder lauschen kleinen Sticheleien die unsere Begleiter austauschen. „Beim nächsten Upgrade verpasse ich dir eine Stummfunktion“. Es gibt auch eine Szene in der wir unser inneres Selbst erkunden. Möglich wird das durch eine neue Versionsnummer unserer Software. Ist das vielleicht die Möglichkeit abseits von fixierten Parametern Gefühle zu entwickeln?
Launch-Trailer:
Fazit:
mEssE – alias Chefredakteur und Gründermitglied.
The Talos Principle 2 ist eine äußerst großartige Fortsetzung eines sowieso bereits vorzüglichen Vorgängers. Alles ist größer, umfangreicher aber auch besser geworden. Die Gebiete, die Level, die Rätsel, die Mechaniken, die Story, die philosophischen Fragen aber auch die feine Prise Humor, sind allererste Sahne.
Na? Keine Kritikpunkte? Nicht wirklich, der Schwierigkeitsgrad schwankt manchmal aber sonst ist alles in Ordnung. Das einzige, nochmal neun unheimlich lange Jahre, möchte ich nicht auf Teil 3 warten.
The Talos Principle 2 findet ihr auf dem PC via Steam und für XBox Series X|S und PS5. Falls ihr bei einem Puzzle hängt, können wir euch bedenkenlos das Walkthrough-Video von TheSourceError auf YouTube empfehlen.
