Der italienische Entwickler LKA hat mit Martha is Dead endlich sein zweites Adventure veröffentlicht. Das großartige Erstlingswerk The Town of Light gehört mit zu den besten Adventures die jemals erschienen sind. Ihr merkt der Tester ist ein kleiner Fanboy des Spiels. Ob das neue Werk den hohen Erwartungen gerecht werden kann und was uns in diesem düsteren und verstörenden Abenteuer erwartet, lest ihr in unserem Test.
Zwillinge? Schizophren? Oder einfach nur gestört?
Martha is Dead spielt in Italien, genauer gesagt in der Toskana im Jahre 1944. Das Land befindet sich im Krieg mit den Nazis und unsere Zwillinge (Martha und Guilia) befinden sich mit ihrer Familie mittendrin. Ihr Vater ist ein deutscher Oberst und als die Leiche eines seiner Kinder angespült wird, liegt der Verdacht daher nahe das es ein Kriegsverbrechen war. Erneut verbindet der Entwickler also historische Fakten, italienische Folklore, Aberglauben und Psychologie zu einer kranken Geschichte.
Um das Verbrechen aufzuklären schlüpfen wir anschließend in die Rolle von Martha oder sind wir doch Guilia? Haben die Zwillinge überhaupt existiert oder bilden wir uns unsere Schwester nur ein, weil unser Geist gebrochen ist? War es vielleicht doch ein Kriegsverbrechen oder sind die unheimlichen Geschichten über die „Weiße Frau“ doch wahr und sie hat sich unsere Zwillingsschwester geschnappt? Gekonnt spielt der Entwickler mit unserer Erwartungshaltung. Immer wieder werden wir auch vor Entscheidungen gestellt, nach denen das Spiel etwas anders weiterläuft.
Ein zweiter Durchlauf bietet sich also ungemein an aber auch selbst dann ist die Geschichte nicht wirklich sonnenklar. Gekonnt wird Interpretationsspielraum zugelassen und so unser eigenes Gehirnkino aktiviert – unheimlich.
Verschiedene „gemütliche“ Plätze
Zu Beginn von Martha is Dead sind wir fast nur im Ferienhaus unterwegs und lösen erste Rätsel und führen Gespräche damit sich die Story einfindet. Da ist uns sofort der Gedanke ins Oberstübchen geschossen: „Och bitte nicht schon wieder ein Geisterhaus als Location“. Im weiteren Spielverlauf öffnet sich das Spiel aber für uns und wir erkunden viele weitere Schauplätze.
Immer wieder müssen wir zum See um die Geschichte voranzutreiben und das Mysterium um die „Weiße Frau“ zu lösen. Aber wir besuchen auch einen Geräteschuppen, einen dunklen Wald, den Hinterhof, eine Brücke und sogar einen Friedhof nahe der Kirche. Überall gilt es verschiedene Rätsel zu lösen die allesamt sehr logisch ausfallen.
Für weitere Abwechslung sorgen verschiedene spielerische Einlagen. Immer wieder müssen wir Fotos schießen und sie anschließend entwickeln. Unser Hauptcharakter hat nämlich Gedächtnislücken und diese Fotos helfen uns letztlich die Geschichte zusammenzusetzen. Gegen Ende hin entdecken wir auch ein Puppentheater und durchleben die verstörende Kindheit der Zwillinge. Abgerundet wird das Angebot von verschiedenen Traumsequenzen. Für Abwechslung ist gesorgt und auch Gameplay-technisch kommt das Spiel nach dem „Walking Simulator“-Beginn dann auf Fahrt.
Launch-Trailer:
Fazit:
Ich war unheimlich gehyped und nun konnte ich Martha is Dead endlich durchspielen. Hat es meine Erwartungen also erfüllt? Zu großen Teilen ja aber wie es nun mal so ist, wenn man sich auf etwas (zu sehr) freut dann, ist auch immer ein kleines bisschen Enttäuschung mit dabei – Perfektionismus gibt es halt einfach nicht.
Was hat mir also gefallen? Klar und eindeutig die Geschichte mit ihren Wendungen und den Spielereien mit meiner eigenen Erwartungshaltung. Das Gezeigte ist harter Tobak und gehört definitiv nicht in Kinderhände. Auch eignet sich das Spiel eher weniger für labile Personen, diesen Warnhinweis zeigt das Spiel ebenfalls und lässt eine Szene auch überspringen wenn wir den Selbsthass nicht sehen möchten.
Warum war ich auch ein kleines bisschen enttäuscht? Schwer zu sagen, ich hatte mir einen deutlicheren Fortschritt in Sachen Gameplay erhofft, der leider etwas ausbleibt und die deutsche Stimme des Vaters nervt mich ungemein – der Text wird sehr lieblos vorgetragen.
Letzen Endes gibt es für das Spiel aber eine klare Kaufempfehlung für Fans von düsteren Geschichten.
Martha is Dead findet man auf dem PC via Steam und für XBox Series X|S, XBox One, PS4 und PS5. Eine auf lediglich 1.000 Stück bezifferte Collectors Edition wird es auch geben.