Der Hypetrain rast mit voller Geschwindigkeit auf New Bordeaux zu. Mafia 3 rockt die Verkaufscharts. Im Test schwächelt die Serie aber gewaltig. Geniale Passagen wechseln sich mit 0815-Aufgaben ab und dazu gesellen sich etliche kleinere Bugs und Probleme. Jüngere Zocker werden mit dem Titel ihrem Spaß haben aber ältere Semester, die Teil 1 und 2 kennen, werden des Öfteren ihre Augenbrauen nach oben ziehen. Wir klären euch jetzt auf.
Der Betrug
Die ersten zwei bis drei Stunden von Mafia 3 sind schlicht großartig. Das Storytelling stimmt, unsere Hauptfigur Lincoln Clay wird super eingeführt. Schnell werden wir mit dem Spiel warm. Lincoln selbst ist ein Afroamerikaner der frisch aus dem Vietnam-Krieg in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Im Spiel schreiben wir das Jahr 1968 und dort bekommen wir es nicht nur mit der Mafia zu tun sondern auch mit dem allgegenwärtigen Rassenhass.
Unser Lincoln hat Lust auf Party und möchte einfach nach dem überstandenen Krieg abschalten. Dazu fahren wir in sein altes Viertel und treffen dort auf unseren Ersatzvater Sammy. Zigarren, Whisky und eine harte Nacht später beginnt Mafia 3 langsam zu erwachen. Durch einen Disput mit der italienischen Mafia, allen voran mit deren Boss Sal Marcano eskaliert die Lage. Viele unserer Freunde und unsere Vaterfigur werden durch einen feigen, barbarischen Akt getötet. Eigentlich sollte auch Lincoln bereits über den virtuellen Jordan gewandelt sein aber durch Glück überleben wir diesen Anschlag.
Der ortansässige Pfarrer nimmt sich unserer an und pflegt uns wieder Gesund. Von Rache getrieben gibt es ab sofort nur ein Ziel! Den Mafiaboss Sal Marcano plus all seine Schergen, Mafiosi und Unterbosse zu vernichten und somit unseren Blutdurst zu stillen.
Unsere Truppe
Um die komplette Mafia-Bande auszurotten stehen uns ein paar Charaktere zur Seite, diese geben uns nützliche Informationen und behalten die übernommenen Bezirke (dazu später mehr) für uns im Auge. Je mehr Einkommen beziehungsweise Macht wir unseren Verbündeten zukommen lassen desto stärkere Boni erhalten wir dadurch. Natürlich werden auch Tantiemen an uns bezahlt und so füllt sich die Brieftasche sehr schnell und wir haben eigentlich nie einen Geld-Engpass.
Technische Schwierigkeiten
Wir zocken Mafia 3 auf dem PC und dort hat das Spiel mit etlichen Problemen zu kämpfen. Hin und Wieder kann es vorkommen dass der Titel kommentarlos abschmiert und euch auf den Desktop zurück wirft. Dazu gesellen sich nervige Glitches und Bugs, beispielsweise war eine dringend benötigte Stiege im Spiel nicht vorhanden. Als wir uns dann von der Szene weiter entfernt haben und mit unserem Auto retour kamen stand sie plötzlich da. Oftmals hilft auch einfach ein Neustart von Mafia 3 und das Problem löst sich von selbst. Die 30-FPS-Grenze wurde mittlerweile via Patch entfernt und so können wir die Frames per Second nach oben Schrauben was gleich für ein viel angenehmeres Spielgefühl sorgt.
Wenn wir großzügig über die technischen Schwierigkeiten hinwegsehen offenbaren sich dennoch weitere Gründe warum Mafia 3 der Kultserie einfach nicht gerecht wird.
0815 Open World?
Noch auf der Game City in Wien haben wir mit einem Entwickler von 2K Games über das neue Entwicklerstudio gequatscht. Dieser hat uns beruhigen können, das Studio – Hangar 13 – hat zwar einen neuen Namen aber dort sollen etliche Veteranen anwesend sein die Teil 1 und 2 bewerkstelligt haben. Mittlerweile fragen wir uns wer dort geblieben ist? Die Besten können es jedenfalls nicht sein.
Das wahrlich perverse an der ganzen Geschichte ist das Mafia 3 die Ubisoft-Formel verwendet und das obwohl Ubi mit dem Titel nichts zu tun hat. Teil 1 und 2 boten eine Semi-Open-World die im Grunde nur dazu da war um mit dem Auto herum zu cruisen und das von einer wichtigen Story-Mission zur nächsten. In Teil 3 ist das gänzlich anders. Natürlich sind die Story-Missionen und die dazugehörigen Video-Schnipsel absolut großartig nur bis man sich dahin gezockt hat ist es sehr eintönig.
Um zu einer wichtigen Mission zu gelangen müssen wir einen Bezirk übernehmen. Welchen wir uns wann schnappen ist relativ frei wählbar. Um die Kontrolle zu erlangen müssen wir eine bestimme Schadenssumme erreichen damit sich der Mafia-Boss bemüht fühlt ins Viertel zu reisen, um dann in weiterer Folge von uns ausgeschaltet zu werden. Und genau diese Sidemissionen um die Schadenssumme zu erhalten sind extrem langweilig. Töte diese Person, verhöre jene Person, zerstöre eine Alkohollieferung und so weiter. Diese Mini-Missionen wiederholen sich permanent nur die Umgebung ändert sich, das beginnt schnell zu nerven.
Dazu gesellen sich Denkungsfehler der K.I. Besonders wenn wir mit der Nahkampfattacke gleich dutzende Gegner nacheinander ausschalten und das niemandem auffällt wirkt das geradezu lächerlich. Komplett deplatziert wirkt dann folgendes: Wenn wir in den Nebenmissionen einfach stur nur das Hauptziel ausschalten lösen sich die restlichen Gegner einfach in Luft auf. Selbst wenn wir schon entdeckt wurden und sie währenddessen auf uns schießen. Dem Boss das Messer angelegt, flugs gewonnen.
In der Summe addieren sich diese „kleinen“ Probleme und drücken den Spielspaß den Mafia 3 im Grunde genommen besitzt nach unten. Falls ihr zu jenen Zockern gehört die Teil 1 und 2 nicht kennen wird euch das gar nicht auffallen. Das Produkt im am Puls der Zeit aber für uns passt das nicht mit den Vorgängern zusammen. Schon gar nicht wenn man die Vorgänger mit zu den besten Spielen zählt die jemals erschienen sind.
Unglaublich abartig finden wir auch die Infrarotsicht unseres Helden der uns die gegnerischen Einheiten selbst durch Wände hindurch markiert. Mit einem einfachen Tastendruck wird dem Bild die Farbe entzogen und die Gegner gut sichtbar rot leuchtend hervorgehoben. Ein Unding das sich leider nicht in den Optionen deaktivieren lässt. Wir empfehlen, verwendet diese Fähigkeit NICHT, Mafia 3 wird dadurch sonst zum Kinderspiel. Sieht dann folgendermaßen aus:
Ein Anruf genügt
Je mehr Bezirke wir in New Bordeaux erobern desto mehr Einfluss erhalten wir. Angenehmer Nebeneffekt ist aber der ständige Geldfluss den wir von unseren Unterbossen erhalten. Viel wichtiger jedoch ist der Zugriff auf spezielle Fähigkeiten die uns das Gangsterleben enorm erleichtern.
Unsere Karre ist explodiert, flugs den Händler angerufen und schon wird eine neue zu unserer Position zugestellt. Genauso verhält es sich wenn wir Munition oder neue Meinungsverstärker benötigen, kurz unseren Dealer angerufen und schon schafft er einen fahrenden Waffenshop herbei. Dazu gesellt sich ein Abholdienst für unser Geld das dann wie von Zauberhand in unseren Tresor wandert.
Spezielle Fähigkeiten gibt es obendrein. Beispielsweise können wir die umliegenden Telefone deaktivieren lassen oder wir lassen die Fahndungsmeldung der Polizei canceln oder rufen uns ein Überfallskommando zur Hilfe. Diese Ideen hingegen finden wir klasse und passen vorzüglich in die Spielwelt von Mafia.
Die Polizei – Dein Feind und Gegner
Unser „lieber“ Mafiaboss Sal Marcano hat natürlich auch die ortsansässige Polizei im Griff. Die Polizei sowie diverse Politiker werden durch Schmiergeldzahlungen unter seiner Fuchtel gehalten. Kaum verwunderlich also wenn uns ein kleiner Fauxpas wie überfahrene Fußgänger passiert das die Freunde dann sofort ausrücken.
Nun könnt ihr euch verstecken und abwarten bis die Suche nach euch aufgegeben wird oder ihr versucht aus der blauen Zone zu entkommen. Wir präferieren ja die zweite Variante, da wäre selbst Rambo auf unser hinterlassenes Chaos eifersüchtig. Dutzende Leichen und ausgebrannte Autowracks werden von uns dabei hinterlassen.
Zur weiteren Spielweltbelebung gesellen sich kleine In-Game-Events wie zufällig auftauchende Mafiosi die wir umnieten können, mit Schmuggelware vollgepackte LKWs die wir sprengen können oder wir müssen auf uns gehetzte Mörder erledigen. Das Paket weiß durchaus zu gefallen. Mehr wie zwei bis drei dieser Events absolvieren wir trotzdem nicht da sie sich ebenfalls rasend schnell wiederholen.
Grandiose Atmosphäre
Mafia 3 punktet mit seiner Story und dem Storytelling sowie seiner grandiosen Atmosphäre. Allen voran die wunderbar gewählten Musikstücke sind ein wahrer Ohrenschmaus. Dazu gesellt sich eine stilsichere Optik welche die 60iger Jahre absolut gut und nachvollziehbar darstellt. Zur Mafia-Serie gehören natürlich brutale Gewaltszenen und derber Humor auch all das ist vorhanden. Die Grundtugenden funktionieren also wunderbar.
Spielspaß:
Fazit:
Meine Damen und Herren mir blutet das Herz. Diese Klassiker, diese legendäre Serie und dann so ein dritter Teil. Wenn wir mal die groben Bugs außen vor lassen bleibt unterm Strich trotz allem nur eine lieblose Open World. Mir kommt es so vor als wäre die Open World nur da um sagen zu können hey seht her wie groß unsere Spielwelt doch ist. In Sachen Story und Atmosphäre punktet Mafia 3 hingegen, leider passiert das nur sporadisch. Der Hypetrain hat eine Bruchlandung hingelegt, besonders für Kenner der Vorgänger. Alle nichtsahnenden werden trotzdem Spaß mit dem Titel haben. Unterm Strich, verschenktes Potenzial wohin man guckt.