Da ist also schon Teil 2 des rundenbasierten Taktik-RPG`s Blackguards. Circa ein Jahr ist es her als Daedalic Teil 1 veröffentlicht hat. Dieser war nicht schlecht aber hatte viele Probleme und vor allem zu Beginn zog er sich wie Kaugummi und war recht fad. Hat Daedalic bei Blackguards 2 auf seine Community gehört? Lösen sie sich vom „strengen“ DSA (Das Schwarze Auge) Regelwerk? Das und noch viel mehr finden wir für euch im Test heraus.
Grandioser Einstieg
Der Einstieg in das Taktik-RPG Blackguards 2 ist schlicht und ergreifend grandios gemacht. Das Spiel blutet Atmosphäre. Im Prinzip ist es ein Tutorial aber es nur als Tutorial zu bezeichnen wäre eine Beleidigung. Ihr lernt alles Wesentliche und Blackguards 2 nimmt sich viel Zeit für euch. Ihr könnt hier circa eine Stunde einplanen. Aber danach wisst ihr alles wichtige. Ihr versteht das Kampfsystem, wisst wie ihr looten müsst, versteht das Bewegungssystem, einfach super.
In der Anfangsphase spielt ihr die „Heldin“ Cassia. Ihr erwacht in einem Verlies und seid tot. Falls ihr dennoch irgendwie überlebt steht als einzige Option der Wahnsinn vor euch. Bereits seit Wochen sind wir in dem Kerker gefangen und werden von giftigen Spinnen gebissen. Unser einst schönes Gesicht verändert sich in ein narbenzerfetztes etwas, ähnliches gilt auch für die Persönlichkeit von Cassia. Irgendwann ist ihr alles scheiß egal und sie beginnt das Verlies zu erkunden. Das blöde daran alle Wege führen immer wieder zum Ausganspunkt zurück. Es scheint kein Ausweg in Sicht zu sein. Wie sie trotzdem entkommt verraten wir euch an dieser Stelle nicht und auch später nicht, zockt es doch selbst.
Die Ausgangslage
Blackguards 2 spielt 3 Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils. Der Sklavenhändler Marwan hat die Macht an sich gerissen und herrscht mit eiserner Hand über das Land. Den Anti-Helden aus dem ersten Teil nämlich Naurim (Zwerg), Zuraban (Zauberer) und Takate (Haudrauf) ist es nicht sonderlich gut ergangen. Außer Naurim, der Zwerg lebt in unermesslichen Reichtum und sieht so keinen Anreiz erneut in eine Schlach zu ziehen. Wie gut das … wir verraten nichts, müsst ihr selbst herausfinden. Der Zauberer Zuraban wurde verkauft und wird als Sklave gehalten. Und Takate, ja der hat ein ganz spezielles Problem. Er will sterben, um so dem Tod höchstpersönlich das Fressbrett zu zertrümmern. So liegt es an Cassia die Truppe wieder zu vereinen. Die Charaktere sind unheimlich gut gezeichnet und es gibt keine Spur von dem typischen Heldentum. Sie sind böse, egoistisch aber liebenswert, wir mögen sie alle, eine einzigarte Mischung.
Planung ist der halbe Sieg
Bevor es in die Schlacht geht starter ihr immer auf einer Übersichtskarte. Dort müsst ihr euch für den nächsten Sektor entscheiden den ihr erobern möchtet. In der Vorabinfo seht ihr den Schwierigkeitsgrad und die Verteidigungsanlagen des Sektors. So lässt es sich gut abschätzen welchen ihr zuerst erobern solltet. Jeder eroberte Sektor bringt einen anderen Boni wie zum Beispiel mehr Leben für eure Helden. Nervig: Bereits eroberte Sektoren können angegriffen und sogar wieder verloren werden. Das passiert aber nicht mir nichts dir nichts sondern es gibt eine Verteidigungsschlacht die ihr gewinnen solltet, sonst ist der Sektor verloren und ihr müsst ihn erneuet erobern. Habt ihr euch für einen Sektor entschieden beginnt die Planungsphase.
In der Planungsphase könnt ihr euch die Spielkarte genau ansehen. Ihr seht bereits alle Gegner eingezeichnet und die interaktiven Objekte (explodierende Fässer, umwerfbare Kistenstapel und ähnliches). Falls es nicht darum geht alles zu vernichten wird auch der Ausgang als grüne Fläche markiert. Dann gilt es die Truppen intelligent zu platzieren. Nahkämpfer nach vorne, Bogenschützen und Magier nach hinten. Ist das geschafft folgt der wirklich spaßige Teil, die Schlachten.
Wir vergiesen Blut
Die Kämpfe laufen rundenbasiert ab. Das heißt ihr könnt euch entweder bewegen oder angreifen, dann ist der nächste Charakter am Zug. Für diesen gilt das gleiche und so geht es immer weiter. Nunja eine Ausnahme gibt es aber das Bewegungssystem hat zwei verschieden gefärbte Bereiche. Wenn ihr euren Charakter nur im dunkelblauen Bereich bewegt kann er dann sogar noch angreifen, das hilft wenn Gegner in der Nähe sind. Um schnell weite Entfernungen zu überwinden verschiebet ihr eure Charaktere auf die hellblauen Bereiche, könnt dann aber nicht mehr attackieren. Ein herrliches Abwägen ist die Folge und euer Oberstübchen beginnt ordentlich zu kochen.
Neben den interaktiven Elementen gibt es auch immer wieder Schatzkisten auf den einzelnen Spielkarten. Diese müsst ihr zwingend vor dem Kampfende öffnen damit ihr den Loot einstreifen könnt. Wer das vergisst bekommt wesentlich weniger Waffen, Rüstungen und Tränke. Wundert euch nicht, den Loot bekommt ihr immer erst nach Abschluss des Levels „ausgezahlt“ und nicht während des Kampfes. Für besondere Anspannung sorgen auch immer wieder fette und fiese Bossmonster. Diese teilen mächtig viel Schaden aus und haben starke Zauber und Fähigkeiten. Mittlerweile dürfte euer Gehirn richtig schön braten den ihr müsst immer abwägen. Was ist aktuell die größere Bedrohung, der Boss oder seine 20 Untertanen. Wen lege ich zuerst um, wen kann ich eventuell sogar „freiwillig“ in den Tod schicken um etwas Zeit zu gewinnen.
Neue Gewürze
Neu sind auch die Söldner, die an eurer Seite kämpfen. Diese unterstehen dem Söldner-Anführer Faramud. In vielen Einsätzen könnt ihr neben euren Helden auch Söldner mit in die Schlacht nehmen. Hier gibt es gleich drei mögliche Varianten die ihr einpacken könnt. Da sind die Nahkämpfer (Schwert), die Bogenschützen und die Lanzenträger. Je nachdem wie ihr eure Helden geskillt habt sind die Söldner eine wunderbare Ergänzung um die Angriffspalette zu vervollständigen.
Jeder Charakter hat einen eigenen mächtigen Skillbaum. Dieser unterteilt sich in fünf äußerst umfangreiche Register und wurde den Wünschen der Zocker-Community angepasst. Viele Bereiche wie etwa Regelentscheidungen oder die Charakterentwicklung während des Spiels wurden zugänglicher und verständlicher gestaltet, ohne jedoch die DSA-Wurzeln aufzugeben. Will heißen Blackguards 2 verwendet noch das DSA-Regelwerk nimmt sich aber ein paar Freiheiten heraus die das Spiel wesentlich runder machen. Also Brettspiel mag DSA wunderbar funktionieren aber eine 1:1 Umsetzung ist schlicht und ergreifend einschränkend und somit eine Spielspaßbremse.
Spielspaß:
Fazit:
So hätte Blackguards 1 aussehen sollen, dann hätten wir die Serie gleich von Anfang an lieb gewonnen. Es ist wundervoll zu sehen wie Daedalic auf seine Community hört und so etliche Schwächen des ersten Teils ausbügelt. Besonders gelungen sind die 4 Anti-Helden, die sind der Wahnsinn. Blackguards 2 kostet in der Standard Edition zudem nur 20€ und das ist es allemal Wert. Taktik-RPG-Fans schlagen zu, Rundenstrategen auch und wer auch nur dezent an dem Genre gefallen findet der bekommt mit Blackguards 2 ein tolles Game.