Der Entwickler The Station und der Publisher Thunderful haben [so gut wie] SteamWorld Build für PC und Konsolen veröffentlicht. Das Franchise ist unheimlich wandlungsfähig und hat bereits viele Genres besucht. Dieses Mal erhalten wir eine Aufbaustrategiespiel-Kombo im Stile eines Anno 1800 und Dungeon Keeper.
Das Spiel bietet viel Tiefgang aber richtig sich auch an Neueinsteiger oder jene, die nicht zweihundert Stunden in ein einziges Savegame investieren möchten. Warum das Spaß macht und was euch erwartet lest ihr nun in unserem Test.
Och ist der süß…
Nach dem süßen Intro begrüßt uns SteamWorld Build mit seinem Hauptmenü. Dort können wir zwischen fünf Karten auswählen, die uns jeweils ein anderes Startgebiet bescheren. Zur Auswahl stehen Giddyup Gorge, Highroller Dunes, Grand Gully, Tumbleton und Fossil Park. Durch den Abschluss einer Karte schalten wir spezielle Boni und Gebäude frei. Wir empfehlen euch mit Giddyup Gorge inklusive Tutorial und Kampagne zu starten. Dadurch erlebt ihr die Geschichte, werdet gemütlich ins Spiel eingeführt und schaltet einen zusätzlichen Anbau für euren Bahnhof frei. Das bringt folgende Vorteile: Der Zug fährt schneller in euren Bahnhof und ihr erhaltet Rabatte auf Handelswaren und auch auf Gegenstände – dazu später mehr.
Als wir auf dem Planeten landen erzählt uns ein knuffig aussehender Roboter das wir von dem Planeten flüchten müssen. Dazu müssen wir eine Rakete bauen und letztlich abheben. Die benötigten Raketenteile befinden sich allerdings tief unter uns, also müssen wir uns à la Dungeon Keeper nach unten graben. Zum Glück haben wir mit Astrid Clutchsprocket eine junge Roboter-Dame im Schlepptau. Sie kann die mysteriösen Funksprüche aus dem Erdinneren entschlüsseln. Die kleine Madame gibt also den Takt vor. Die Geschichte wird niedlich erzählt und fährt am Ende eine (leider etwas offensichtliche) Wendung ein aber hey wir sprechen hier von einem Aufbaustrategiespiel und nicht von einem Story-Epos wie The Witcher 3, alles in Ordnung.
…der will doch nur Spielen
Da wir unseren ersten Anlauf in SteamWorld Build natürlich mit der Story-Kampagne starten, geht der Aufbau an sich sehr flott von der Hand. Ganz klassisch errichten wir Wohngebäude, ziehen Straßen und beginnen mit dem Abbau und der Weiterverarbeitung von Holz. Jedes Gebäude muss mit einer Straße verbunden sein um dadurch Zugang zum Bahnhof zu erhalten. Danach ziehen wir auch schon eine Kaktusfarm hoch und befriedigen die Bedürfnisse der untersten Einwohnerklasse.
Insgesamt bietet das Spiel vier Arten von Einwohnern und jede davon stellt ihre eigenen Bedürfnisse. Diese gilt es zu befriedigen damit wir sie hochstufen können, ganz wie in der Anno-Serie. Als Beispiel nehmen wir nun die Ingenieure an die Hand. Diese Halunken haben fünf grundsätzliche Bedürfnisse: Steinkohle, Schnaps, einen Shop, die Anbindung an den Bahnhof und einen Saloon. Ist alles in Reichweite, füllen sich die Wohngebäude vollständig und alternativ dürfen wir sie auf die nächste Ebene hochstufen. Im Verlauf der Spieldauer werden die Produktionsketten also immer größer und umfangreicher aber niemals zu kompliziert oder unübersichtlich.
Das Ganze sorgt für eine ordentliche Tüftelei. Die Produktionsgebäude, Fabriken und Farmen lagern wir aus, also wir bauen sie weiter weg von unserer Kernsiedlung. Die fertigen Produkte müssen dann aber bei den Wohngebäuden ankommen, also platzieren wir diese in der Umgebung der Wohnungen. Mit der Zeit schalten wir bessere Straßen frei, zum Beispiel eine Magnetfahrbahn. Dadurch erhöht sich die Reichweite der Gebäude und wir müssen weniger davon platzieren. Zum Glück ist es problemlos möglich die Gebäude einfach zu verschieben. Wir müssen sie also nicht abreißen und neu errichten – sehr schön.
Ressourcen und Gegenstände
Die wichtigsten Ressourcen in SteamWorld Build fördern wir aber unter Tage, hier kommt nun Dungeon Keeper-Flair auf. Die ersten zwei Ebenen spielen sich recht entspannt. Hier geht es vor allem darum Ressourcen abzubauen und an die Oberfläche zu befördern. Damit schalten wir dann neue Gebäude und Technologien frei. Wir fördern also Erze, Schrott, Schmutzwasser, Gas, Öl und mehr an die Oberfläche.
In den insgesamt vier unteren Ebenen errichten wir eigene Gebäude. Zum Start benötigen wir Grabeinheiten also ziehen wir wie im Klassiker, einfach Felder hoch, die sich dann selbstständig befüllen. Anschließend befehlen wir unseren Einheiten an welchen Stellen sie graben sollen. Alle Einheiten und auch die Kampfeinheiten bewegen sich selbstständig durch die Unterwelt, die Steuerung ist also indirekt. Die zweite Ebene lässt sich zum Beispiel komplett einfach mit Förderbändern automatisieren, dass solltet ihr auch unbedingt umsetzen – wenn möglich in allen vier Ebenen. Das hat den Vorteil das ihr weniger Bewohner abstellen und auch weniger Wohngebäude bauen müsst.
Fehlt euch eine Ressource solltet ihr die unteren Ebenen besser erkunden, in der Regel kommt ihr damit locker zurecht. Falls nicht, könnt ihr am Bahnhof Handelsaufträge erstellen. Gekauft werden können sämtliche Grundressourcen die ihr dann weiterverarbeiten könnt. Gezahlt wird mit anderen Ressourcen, Geld oder Gold.
Viel wichtiger jedoch sind die Gegenstände die ihr am Bahnhof kaufen könnt. Die kosten oft viel aber bringen immense Vorteile. So wird zum Beispiel das Lager vergrößert und es können zusätzliche Verladeaufträge abgearbeitet werden. Es gibt aber auch Gegenstände die eure Produktion erhöhen oder eure Einheiten mit besseren Waffen ausstatten. Die Gegenstände lassen sich alternativ auch in den Ebenen finden. Dazu öffnet ihr mit einem Klick einfach eine gefundene Schatzkiste und schon erhaltet ihr Loot, Gold oder die wichtigen roten Kristalle.
Auf in dem Kampf
Ab Ebene drei kommt es auch zu Kampfhandlungen in SteamWorld Build und zwar gegen bösartige Insektenwesen. In Ebene vier treffen wir dann auch die eigentliche Bedrohung, fiese Roboter. Neben unseren Einheiten können wir auch Türme platzieren. Ihr solltet also immer ein paar Ingenieure in der Hinterhand haben um die Türme fluffig umplatzieren zu können.
Da viele Ressourcen nötig sind um die Türme zu bauen, ist es sinnvoller sie immer dorthin zu schieben wo ihr sie gerade benötigt. Wenn ihr besonders smart sein wollt, könnt ihr auch Gänge mit den unterschiedlichen Türmen zupflastern und den Rest eure Kampfeinheiten erledigen lassen. Ihr solltet also nicht einfach alles in den unteren Ebenen wegklopfen, sondern langsam und kontinuierlich erweitern. Im schlechtesten Fall überrennen euch sonst die Gegner.
Auch hier kommen wieder die Gegenstände zum Einsatz. So können wir unsere Einheiten mit Flammenwerfern ausrüsten oder die Anzahl der Kämpfer erhöhen. Pro Ebene werdet ihr zwei Raketenteile finden, die von Nestern beschützt werden. Kleiner Tipp: Beginnt mit der Bergung erst, wenn ihr ein paar Türme und Kämpfer platziert habt. Sobald die Bergung nämlich beginnt, startet der Gegner seine Angriffe und sie dauern so lange an, bis ihr das Teil geborgen habt. Im weiteren Spielverlauf greifen die Gegner immer wieder zufällig aus den Nestern an. Komplett vernichten lassen sie sich leider nicht, was etwas nervig sein kann. Ihr erhaltet vor dem Angriff eine Benachrichtigung und habt dadurch genügend Zeit, um eure Türme und den Teleporter (Einheiten) neu zu platzieren.
Trailer:
Fazit:
Für schlanke dreißig Euro erhalten ihr ein absolut wundervolles Aufbaustrategiespiel. Vor allem der grandiose Spielflow von SteamWorld Build weiß zu Überzeugen.
Logisch das Anno 1800 viel komplexer ist aber das ist auch erst über Jahre dorthin gereift und wurde mit etlichen DLCs erweitert. Mir gefällt die schnelle Aufbau- und Untergrundwirtschaft wirklich sehr gut. Hier werden auch Neueinsteiger glücklich und all jene die nicht zweihundert Stunden in eine einzige Karte stecken möchten oder können, weil Real Life – ihr wisst schon.
Profis stellen den Schwierigkeitsgrad hoch und werden auch eine passende Herausforderung finden. Ich wünsche dem Entwickler einen Erfolg denn ich würde gerne sehen, wohin sich das Spiel mit Erweiterungen oder gar einem zweiten Serienteil entwickeln würde.
SteamWorld Build findet ihr ab dem 01. Dezember 2023 auf dem PC via Steam und für die Konsolen XBox Series X|S, XBox One, Nintendo Switch, PS4 und PS5.