Ninja Theory schickt uns mit Hellblade: Senua’s Sacrifice in eine ungemein düstere Spielwelt. Vordergründig handelt es sich hierbei um eine Liebesgeschichte aber es steckt so viel mehr dahinter. Psychische Probleme durch den Vater, Schizophrenie im Oberstübchen, Tod der Mutter und all das müssen wir und unsere Heldin über uns ergehen lassen und trotzdem in dieser fiesen Welt überleben und weitermachen.
Gefühlt seit Jahren gab es keinen Titel mehr der uns derart in seine Welt gezogen und abgeholt hat. Warum das so ist klärt unser Klassik-Test.
Was für eine Spielwelt!
Hellblade: Senua’s Sacrifice verwendet die nordische Mythologie und legt sie aber nach seinen Gutdünken aus und präsentiert eine Welt die böser nicht sein könnte. Wir steuern die namensgebende keltische Kriegerin Senua in Zeiten der Wikinger. Wir sind auf der Suche nach unserer verstorbenen großen Liebe Dillion. Immer mit dabei, sein Kopf, in einem Jutesack, an unserem Gürtel baumelnd.
Zusätzlich wird unsere Heldin von Stimmen in ihrem Kopf permanent begleitet. Manchmal sprechen sie ihr Mut zu, manchmal versuchen sie unsere Kriegerin zu warnen und manchmal wollen sie uns auch einfach nur fertig machen. Diese Stimmen hören wir eigentlich permanent, daraus ergeben sich furchteinflößende Selbstgespräche. Die Erzählerin trägt ihren Teil dazu bei.
Im Laufe der Geschichte erfahren wir immer mehr über das Leben unserer Heldin. Sie hatte eine verdammt anstrengende Kindheit. Ihr Vater war ein richtiges Arschloch, ihre Mutter starb als sie noch jünger war. Ihre Psyche zerbrach und der einzige Lichtblick war ihre große Liebe Dillion. Als dieser ebenfalls von dannen ging brannten letztlich alle Sicherungen durch. Die mutige Frau stand auf, sie kämpft gegen ihre Dämonen, Tag für Tag, immer weiter bis zum grandiosen Finale.
Die Fäulnis ist immer dabei
Hellblade: Senua’s Sacrifice verwendet keinerlei Icons oder andere Anzeigen, der Bildschirm ist immer „sauber“ und das sorgt für eine gewaltige Immersion. Geht unser Leben zu neige, ändert sich das Bild, es wird dunkler und wir erkennen problemlos die massiven Wunden an unserer Heldin. Ebenfalls immer im Blick ist die Fäulnis, die von uns Besitz ergreift. Am rechten Arm sehen wir den Fortschritt unserer Verderbnis. Gelangt die Fäulnis bis zum Kopf ist das Spiel vorbei und wir müssen von vorne starten.
Und Gründe zu sterben gibt es etliche. Anfangs treten wir gegen einfache Gegner an, wir werden mit der Kampfsteuerung vertraut gemacht und metzeln uns komplett stilsicher durch die Dämonen. Im weiteren Verlauf gesellen sich natürlich zusätzliche Feindesarten hinzu wie beispielsweise Gegner mit Schild, unsichtbare Halunken und absolut gigantische Bosskämpfe.
Das Kampfsystem an sich erinnert uns entfernt an die Batman: Arkham Spieleserie. Problemlos kämpfen wir gegen mehrere Gegner, führen unsere Angriffe aus, blocken gegnerische Versuche und weichen via Ausfallsschritt feindlichen Attacken aus. Mit der Kampfdauer füllt sich auch unser Fokus, aktivieren wir diesen gerät unsere keltische Kriegerin in einen Wahn. Nun führen wir Angriffe aus auf die selbst Thor hochpersönlich neidisch wäre. Die Zeit verlangsamt sich und wir schnetzeln uns blutig durch die zukünftigen Gegnerleichen.
Ruhige Passagen zum Durchschnaufen
Wer aber nun denkt in Hellblade: Senua’s Sacrifice wird nur gekämpft der irrt gewaltig. Die Kampfeinlagen sind die Highlights aber zwischendrin bekommen wir die benötige Zeit um auch durchschnaufen zu können. In diesen ruhigen Momenten wird die Geschichte weitererzählt und wir müssen unterschiedliche Rätsel lösen. Außerdem lassen sich in der Spielwelt viele Schreine finden, welche der Spielwelt einen Rahmen verpassen und uns so noch tiefer in das Spiel zieht.
Jedes Areal verwendet hier eigene Rätselmechaniken die im weiteren Spielverlauf auch untereinander kombiniert werden. Grundsätzlich gilt es verschiedene Runen zu finden. Diese entdecken wir auf versperrten Türen. Je nach Rätsel sind das ein bis drei Stück. Diese Runen gilt es in der Spielwelt zu finden, sie sind meist aber gut versteckt (Bäume ergeben ein Symbol, ein Schatten ergibt das zweite usw.) sodass wir unsere Perspektive anpassen müssen.
Aber auch in den ruhigen Passagen können wir problemlos sterben beispielsweise, wenn wir zu langsam vor einem Flammeninferno flüchten. Immer wieder gibt es auch Tore durch die wir die Spielwelt verändern können. Ist zum Beispiel ein Weg versperrt oder eine Brücke zerstört wechseln wir in die andere Ebene, indem wir durch das Tor schreiten und schon können wir weiter vorankommen. Oder wir flüchten vor der Dunkelheit, unsere einzige „Waffe“ eine Fackel die nicht erlöschen sollte – sonst schlägt der Wahnsinn beinhart zu.
Launch-Trailer:
Fazit:
Vor wenigen Minuten habe ich dieses Meisterwerk Hellblade: Senua’s Sacrifice beendet und noch immer zieht sich mir eine Gänsehaut nach der anderen auf, wenn ich an die Endsequenz denke. Seit Ewigkeiten gab es wohl kein Spiel mehr das mich derart vor den Bildschirm gefesselt hat.
Was Ninja Theory hier mit einem kleinen Budget aufgestellt hat ist aller Ehren wert. Die Mischung aus actionreichen Kämpfen, kleineren Rätseln und die eindringlichen Szenen in der „Parallelwelt“ sind „wunderschön“ – wenn man das in diesem Zusammenhang so sehen möchte.
Einzig und allein die – ab und an – zu kleinen Areale haben mich in den grandiosen Kampfeinlagen gestört.
Teil 2 ist auf dem Weg und meine Fresse mit dem nun wesentlich größeren Budget (Microsoft) kann hier etwas einzigartiges entstehen. Liebe Entwickler, verliert aber nicht euren Fokus. Wir brauchen keine lieblose Open World oder sonstigen Unsinn, fokussiert euch auf die Stärken dieses Titels und verfeinert an den richtigen Stellen.
Hellblade: Senua’s Sacrifice findet man auf dem PC (Steam, Win10) und auf den Konsolen XBox One, PS4 und Nintendo Switch bspw. via Amazon oder MMOGA