World of Warcraft ist immer noch unheimlich beliebt, frag nach bei 7 Millionen Abonnenten. Wir haben uns in die fünfte Erweiterung, Warlords of Draenor, gewagt und testen ob sich ein Kauf lohnt. Mit einem gewohnt großartigen Intro zieht uns die Erweiterung sofort in die neue Welt. Doch reicht das? Kann Blizzard verlorene Zocker zurückgewinnen? Was sind die Neuerungen? Wir zeigen es euch.
Der katastrophale Start
Pünktlich zum 10jährigen Jubiläum feiert WoW mit einem neuen Addon sich selbst. Der Preload von Warlords of Draenor funktionierte einfach hervorragend. So hatten wir die Hoffnung das der Start reibungslos ablaufen würde. Die Wahrheit könnte nicht weiter entfernt sein. Der Launch war schlicht und ergreifend eine Katastrophe. Man fühlte sich an Diablo 3 und Hearthstone erinnert. Hat Blizzard nichts daraus gelernt oder wo lagen die Probleme? Es gibt eine Menge Gerüchte, Halbwahrheiten und eine offizielle Aussage. Die wollen wir euch nicht vorenthalten, die Wahrheit aber wird irgendwo dazwischen liegen. Blizzard war schlicht und ergreifend vom Ansturm überrascht. Zusätzlich soll es DDoS-Attacken gegeben haben. Das Sahnehäubchen oben drauf war veraltete Serverhardware. Wir haben seit Samstag (15. November 2014) keine Probleme mehr, aber manche Spieler berichten noch von Problemen. Im großen und ganzen läuft Warlords of Draenor mittlerweile stabil und zickt nicht mehr herum.
Die offizielle Entschuldigung von Blizzard sieht so aus. Jeder Abonnent, der am 14. November ein Abo inne hatte, bekommt fünf Tage gratis Spielzeit auf seinen WoW-Account gutgeschrieben. Das ist cool, das ist nett, wir akzeptieren das Sorry von Blizzard, aber beim nächsten mal wollen wir trotzdem einen sauberen Launch sehen. Übrigens feiert World of Warcraft gerade seinen 10ten Geburtstag und hierzu hat sich Blizzard ein paar nette Sachen einfallen lassen, was genau lest ihr hier.
Hallo Veteranen
Warlords of Draenor verfolgt ein hohes Ziel. Es will die abgewanderten Zocker zurück in die WoW-Welt holen. Dazu werden legendäre Charaktere ausgegraben, die ihr überall und oft in der neuen Welt treffen werdet – zum Beispiel Grom Höllschrei, Ner’zhul, Durotan oder Gul’dan. Auch die Story fährt schwere Geschütze auf, wir erklären euch kurz die Ausgangslage.
Der Orc-Häuptling Garrosh erlangte unfassbare Macht und verfiel dadurch endgültig dem Wahnsinn. Die Horde und die Allianz mussten sich verbünden um ihn in die Knie zu zwingen. Das heißt fast, den Garrosh konnte mit Hilfe eines Drachen flüchten. Er reiste in die Vergangenheit zum Planeten Draenor. Das ist die ursprüngliche Heimat der Orks. In dieser Welt trifft er auf seinen Vater Grom. Sie verbünden sich und es entsteht die eiserne Horde. Mit der eisernen Horde gelang es die Dämonen zurück zu schlagen und der Angriff auf Azeroth begann. So weit so kompliziert aber da geht noch mehr. Warlords of Draenor handelt nun von der Gegenoffensive. Thrall, Vol’jin und König König Varian Wrynn führen diese an. Die Gebiete selbst erinnern dezent an die Scherbenwelt von The Burning Crusade.
Eine Frischzellenkur
Als erstes sticht natürlich die überarbeitete Grafik ins Auge. Besonders die „neuen“ Charaktermodelle gefallen uns sehr gut. Hier wurden neue Animationen hinzugefügt und die Gesichtszüge modernisiert. Warlords of Draenor ist zwar noch immer meilenweit entfernt ein Grafikkracher zu sein aber für ein MMO geht das schon in Ordnung. Dafür ist die Musik wieder fantastisch und besticht mit epischen Klängen. Gefühlsmäßig hätte man aber mehr Missionen vertonen können, ansonsten befindet man sich bei Warlords of Draenor auf gewohnt hohem Niveau.
Ein neues Levelcap wurde mit dem Addon auch eingeführt. Dieses liegt nun bei Level 100. Im Gegensatz zu den letzten zwei Erweiterungen (5 Level) spendiert uns Blizzard also zehn Level zum Aufstieg an. Die sind auch bitter nötig den ein neuer Kontinent findet den Weg ins Spiel. Logischerweise hört dieser auf den Namen Draenor. Insgesamt ist der Kontinent in sieben Zonen unterteilt. Diese sieben Zonen benötigen alle eine anderes Charakterlevel.
Wer ist hier der Masterchief?
Die wichtigste, größte und spaßigste Änderung, in Warlords of Draenor, sind die Garnisonen. Das Thema Housing erhält also endlich Einzug in World of Warcraft. Ihr könnt eine Basis aus dem Boden stampfen und diese bis zur Stufe 3 ausbauen. Das bringt euch neue Fähigkeiten, die ihr im Kampf nutzen könnt. Natürlich ist der DasistmeinHaus-Faktor enorm. So könnt ihr zum Beispiel eine Kaserne bauen und die Kämpfer dann in der Schlacht herbeirufen. Es gibt aber noch viele weitere Gebäude die ihr errichten könnt so gibt es unter anderem ein Alchemielabor, eine Goblinwerkstatt oder einen Handelsposten. Um eure Garnison ausbauen zu können, benötigt ihr Garnisons-Ressourcen. Diese erhaltet ihr durch das erledigen von Quests.
Immer wieder schließen sich euch neue NPC-Helden an. Diese könnt ihr ebenfalls auf Quests schicken. Sie sammeln EP (Erfahrungspunkte) und werden so immer besser. Für erledigte Quests erhaltet ihr Ressourcen, Baupläne und anderen nützlichen Kram. Das erinnert an die Nebenbeschäftigung aus Van Helsing II.
Es wird übersichtlicher
Die Talentbäume aller Klassen wurden ein weiteres mal komplett überarbeitet. Sie erhielten ein ordentliches Lifting und wurden auf ein Minimum geschrumpft. Etliche Fähigkeiten wurden ersatzlos gestrichen und viele Zocker müssen ihre geliebten Charaktere nun überarbeiten. Neue Fähigkeiten gibt es nicht mehr alle zwei Level, sondern erst wenn ihr zehn Level gemeistert habt. Das heißt im Klartext Level 10 bringt eine neue Fähigkeit, Level 20 die nächste, Level 30 die nächste und so weiter. Dann könnt ihr zwischen drei verschiedenen Fähigkeiten wählen und müsst euch für eine entscheiden.
Ebenfalls wurden die Lebens- und Schadensbalken überarbeitet. Das ist eine rein optische Anpassung und wenn man sich daran gewöhnt hat, stellt das kein Problem dar. Das hat den netten Effekt das die Kämpfe deutlich übersichtlicher wirken. In der Praxis sieht das so aus das ihr mit einem kritischen Treffer nicht mehr 150.000 Schaden verursacht sondern 10.000. Da die Gegner aber proportional angepasst wurden wird es trotzdem nicht schwieriger sondern bleibt gewohnt fair. An den Attributen hat Blizzard ebenfalls gefeilt. So fallen Waffenkunde und Trefferwertung der Schere zum Opfer. Das „neue“ Attribut Tempo setzt sich aus drei Komponenten zusammen. Vor Warlords of Draenor waren das Nahkampf-, Distanz- und Zaubertempo. Das gleiche gilt übrigens für die kritische Trefferchance.
Etwas Crafting gefällig?
Kräuterkunde und Bergbau wurden wesentlich vereinfacht. Diesen Beruf kann nun jeder erlenen und es wird keine besondere Fähigkeit dazu benötigt. Das einzige was ihr dafür braucht ist das Werkzeug. Schon könnt ihr sämtliche Erze und Pflanzen in World of Warcraft abbauen. Wie viel ihr abbaut hängt allerdings von eurer Fähigkeitenstufe ab. Diese Neuerung ist für Einsteiger grandios, für Spieler der ersten Stunde hingegen eine Ohrfeige. Stunden-, tage- ja wochenlanges farmen in Startgebieten waren umsonst.
Das Umschmieden wurde ebenfalls komplett gestrichen. Eine sehr gute Entscheidung wie wir meinen. Aber kein Vorteil ohne Nachteil. Wer umgeschmiedete Gegenstände ausgerüstet hat wird sich hier richtig ärgern. Diese werden nämlich in ihren Ursprungszustand zurückgesetzt und werden so natürlich erheblich schwächer.
Wo ist die Heilung hin?
Die Heilklasse ist seit jeher unglaublich schwer zu spielen. Ohne Heiler, kein Triumph. Der Heiler entscheidet über Sieg oder Niederlage. So war es bis jetzt, den mit Warlords of Draenor ändert sich auch hier einiges. Blizzard versucht die schwere Last des Heilers auf mehrere Charaktere zu verteilen. Es gilt sich auch mal selbst zu versorgen. Fast alle spontanen Heilzauber und Heilung über Zeit wurden aus World of Warcraft entfernt. Die Heilerklassen sollen sich frisch anfühlen und es ist nötig hier umzudenken. Wenn ein Charakter den halben Lebensbalken eingebüßt hatte, war das immer ein akutes Warnsignal. Wenn der Heiler nicht sofort reagiert hat war das der sichere Tod. Das wurde geändert und der Heiler hat nun wesentlich mehr Zeit darauf zu reagieren. Im Einklang damit wurde alle Bosskämpfe überarbeitet. Hier wird viel Druck von den Heilern genommen und der Spielspaß steht somit mehr im Vordergrund.
Auch solo spielbar? Das Questen im Detail
Die Quests laufen nicht mehr so linear ab wie früher. Sie verteilen sich oft über das ganze Gebiet und euer Questlog quillt über vor unerledigten Aufgaben. Viele Quests sind sehr gut gestaltet aber es gibt auch massenhaft Farmquests. Gefühlsmäßig jede zweite. Das äußerst sich in bring acht davon um, befreie fünf davon, brenne acht hiervon nieder und so weiter. Das fühlt sich nicht mehr zeitgemäß an aber irgendwie muss man die riesige Spielwelt schließlich füllen. Viele Quests sind vertont aber bei weitem nicht alle auch hier wäre mehr möglich gewesen. Alles in allem bieten die Quests mehr vom bekannten.
Auch wenn es sich bei World of Warcraft um ein MMO handelt, spielen viele lieber solo und schließen nur bei Bedarf kurze Bündnisse. Um zum Beispiel einen schwierigen Boss zu plätten. Ihr wartet einfach vor dem Boss auf einen anderen Spieler. Schnell wird eine Gruppe gegründet, der Boss gelegt, Gruppe aufgelöst und weiter geht die Reise. Das dauert meist nicht länger als 1 bis 2 Minuten, die Server sind hervorragend besucht. Warlords of Draenor hat aber noch weitere gute Nachrichten für Solisten. Auch Solozocker können an die richtig guten Gegenstände kommen, es dauert dann nur etwas länger.
Von Zeit zu Zeit ploppen in den einzelnen Gebieten Bonusmissionen auf. Das sind fast immer biedere Farmquests die mit göttlichen, erledige acht Gegner und bring mir drei Pflanzen mit, Zielen glänzen. Ihr solltet sie trotzdem erledigen den diese bringen massenhaft EP (Erfahrungspunkte).
Dungeons und Raids, das ist MMO
Blizzard fährt hier einige tolle Ideen auf. Da wäre zum Beispiel die Instanz Grimmgleisdepot. So kämpft ihr euch in dieser Instanz durch einen fahrenden Zug. Insgesamt bietet Warlords of Draenor acht Dungeons. Diese sind erheblich knackiger gestaltet als bis jetzt gewohnt. Selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad werdet ihr schon richtig gefordert. Nochmal eine Schippe drauf legen sie bei den Raids. Davon gibt es zwei neue, die sehr groß ausfallen und mit insgesamt 20 Bossen auf euch warten.
Insgesamt werden vier Schwierigkeitsgrade angeboten. Diese reichen von normal über heroisch bis zu mystisch. Die mystischen Raids sind die ultimative Herausforderung für alle Gilden. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Ihr könnt nur bestehen wenn ihr sehr gut eingespielt seid und jeder weiß was er zu tun hat. Natürlich kann man nur hier die wertvollste Beute abgreifen. Um überhaupt an Raids teilnehmen zu können müsst ihr das Levelcap ausgereizt haben. Sprich Level 100 ist eure Eintrittskarte.
Ein äußerst nützliches und nettes Gimmick bekommen alle Käufer von Warlords of Draenor nämlich den Charakterboost. Das ist ein Levelbooster mit dem ihr einen Charakter direkt auf Level 90 pushen könnt. Das hat den Vorteil das ihr sofort mit dem neuen Content anfangen könnt. Entweder ihr wertet einen bestehenden Charakter auf Level 90 hoch oder ihr erstellt euch einen komplett neuen und verwendet dann den Levelboost. Keine Angst ihr werdet nicht planlos in die Welt entlassen. Hier hat Blizzard ein tolles Tutorial gebastelt mit einem fairen Schwierigkeitsgrad. Ihr erfüllt Quests und schaltet so nach und nach die Fähigkeiten frei und erlernt den Umgang mit dem geboosteten Charakter. Auch neue Ausrüstungsgegenstände sind teil dieses Tutorials.
Zum Abschluss möchte ich einen besonderen Dank an den Spieler shiizo und seine Gilde (Obscura) richten. Ein äußerst wahnsinniger Haufen, deshalb haben wir uns sofort verstanden. Ohne euch wäre dieser Test nicht so flott und wissenswert über die Bühne gegangen. Man wird sich sicher wiedersehen am Frostwolf-Server.
Spielspaß:
Fazit:
Walords of Draenor ist ein rund herum gelungenes Addon und besinnt sich auf seine Wurzeln. Für jeden Spielertyp wird etwas geboten. Egal ob ihr allein zockt, in einer Gruppe oder in einer großen Gilde ihr könnt tage-, wochen- sogar monatelang Spaß haben. Sorglos-Paket also? Nicht wirklich. Es bietet noch immer viel zu viele belanglose Farmquests und man könnte/muss mehr Quests vertonen. Dafür punktet es mit einer tiefen Geschichte, toller Atmosphäre und einer grandiosen Spielwelt. Die fehlenden Neuerungen bei den Klassen und Rassen werden mit der Garnison gleichwertig ersetzt. Fans schlagen sowieso zu, ehemalige Abonnenten auch und Neueinsteigern wird WoW mit dem Levelboost schmackhaft gemacht. Wer mit MMO`s nichts anfangen kann, den wird Warlords of Draenor zwar nicht bekehren, alle anderen bekommen aber Spielspaß ohne Ende.